Ende des Patriarchats

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Vorausgegangene Diskussion

 

Alexandra Robin:

ich frage mich die ganze zeit, wieso ich das gefühl habe, daß wir aneinander vorbeireden. und was mich denn stört, an dem was ich so von euch lese. nach gründlichem überschlafen bin ich zu dem schluß gekommen, daß es wohl der unterschiedliche erfahrungshintergrund ist, der eine verständigung so schwierig macht. das thema frauenspiritualität liegt mir sehr am herzen. die spaltung zwischen "politisch" und "spirituell" bezeichnet auch exakt die verschiedenen "lager" in denen ich mich bewege, ich empfinde es als ziemlich anstrengend zwischen beiden zu vermitteln. denn es ist keine bloße vermittlung via "normaler" kommunikation , sondern auseinandersetzungen, die sich in der vergangenheit durchaus unter der gürtellinie abgespielt haben. ungefähr im geiste der flugschriftrezension die euch so aufgeregt hat. soviel zum üblichen niveau der auseinandersetzung mit spiritualität in der linken. und die andere seite- hier möchte ich heide göttner-abendroth zitieren: "Es liegt nicht zuletzt in dem unklaren Gerede von dem neuen "Weiblichen" in allen Bereichen. Denn schon das bloße Frausein macht uns dann wunderbar. Dabei werden nicht nur die beträchtlichen Unterschiede zwischen Frauen verwischt, sondern es kommt nicht mehr in den Blick, wie Frauen im Patriarchat geprägt sind und was sie anderen Frauen antun. Stattdessen gilt die "heile Frauenwelt", in der es keine Auseinandersetzungen geben darf. So werden natürlich auch keine Lösungen gefunden, die die Auseinandersetzung mit den Schattenseiten auch in Frauen voraussetzen. Nur Illusionen entstehen grenzenlos auf diese Weise, aber Solidarität entsteht nicht." das ist ein auszug aus der analyse von h.g-a. nach ihrer ausladung vom Frauenfest auf dem hambacher schloß. Und das trifft in vielem das, was ich selbst so mitkriege von dem, was in der realität passiert. blindheit allerorten. und weil diese spannungsfelder für mich nicht bloße theorie sind sondern schmerzhafte realität kann ich mich nicht hinstellen und sagen, es wird alles gut wenn wir nur den focus woanders setzen und das patriarchat für überwunden erklären- illusion und elfenbeinturm.und das thema spiritualität führt mich auf direktem weg zu diesen auseinandersetzungen, weil ich politik und spiritualität nicht trennen kann. (von starhawk gibts das buch "mit hexenmacht die welt verändern", kann ich in dem zusammenhang nur empfehlen) die auseinandersetzung mit den mystikerinnen ist für mich auf alle fälle eine auseinandersetzung mit den strukturen in denen sie gelebt haben und die ihre inhalte mitbestimmt haben. die überleitung zur gegenwart ist für mich die entwicklung einer spirituellen praxis für die ich bewußt eine andere form wähle, weil in meinen augen struktur und inhalt sich gegenseitig beeinflussen. für mich sind das die knackpunkte, aber anscheinend seid ihr da anderer meinung- so ists mitunter. ich werd eure diskussionen also weiterverfolgen, vielleicht versteh ich manches nach ner weile anders, mal sehn. (10.11.00)

 

Antje Schrupp:

ich habe eigentlich nicht den Eindruck, dass wir hier (zumindest in letzter Zeit :) aneinander vorbeireden. Sondern was wir versuchen ist, gerade im Bezug auf gemachte Erfahrungen und Erlebnishorizonte irgendwie die Welt zu verstehen, weil wir merken, dass die bisherigen (in der falschen, patriarchalen "symbolischen Ordnung") bestehenden Kategorien nicht hilfreich sind, um unsere Erlebnisse und "die Welt" zusammenzubringen. Das ist zumindest der Grund, warum ich persönlich  wenig Lust habe, irgendwelche Strukturen und Institutionen zu kritisieren, denn das kann ich nur, wenn ich mich bis zu einem gewissen Grad auf ihre Logik einlasse. Das muss ich im Alltag zwar oft machen, weil sie ja irgendwie auch noch da sind. Aber was das Denken angeht, habe ich einfach gemerkt, das bringt mich nicht weiter, es bleibt immer irgendwie "falsch" und das eigentlich Wichtige bleibt ungesagt. Was ich meine ist, wir machen alle irgendwelche Erfahrungen und haben Erlebnisse, aber die Frage ist ja: Was bedeuten die? Diese gemeinsame  Denkarbeit geht über die individuellen Erlebnisse hinaus, indem sie sie zum Ausgangspunkt macht für ein gemeinsames Nachdenken, wie die Welt denn nun ist.Was das "Ende des Patriarchats" angeht, so ist das ja eine meiner Lieblingsformulierungen, aber ich hab schon gemerkt, dass grade diese Formulierung oft auf vehementen Widerspruch trifft. Ich mag sie aber trotzdem nicht aufgeben, weil sie für mich persönlich so eine Art "Klick" im Denken markiert hat, der ungeheuer wichtig war. Zum Beispiel war das die Grundlage, von der aus ich meine Doktorarbeit schreiben konnte, weil erst danach diese Massen an Material, die ich gesammelt hatte, irgenwie sinnvoll zusammengebracht werden konnten. Es ging um Sozialistinnen im 19. Jahrhundert, aber solange ich versucht habe, sie in den dafür vorgesehenen Kriterien zu analysieren (Marxismus, Anarchismus und auch die feministische Kritik an der männlichen Arbeiterbewegung) hab ich sie nicht verstanden. Ich hab einfach nicht verstanden, was die wollten. Das ist mir erst gelungen, als ich mich davon gelöst habe, und das ging nur, als ich mir eine andere Ebene vorstellen konnte - die des Austauschs zwischen Frauen (diesen Frauen damals untereinander und auch ihrer mit mir) über die Frage, wie die Welt ist und sein soll. Das gleiche gilt für die Mystikerinnen - ihr Denken macht für mich nur Sinn, wenn ich es nicht unter der Fragestellung: Waren sie für die Kirche oder dagegen? Und fand die Kirche sie gut oder nicht? betrachte, sondern wenn ich frage, was sagten sie über die Welt und was bedeutet mir das? Für diesen Austausch zwischen ihnen und mir ist es völlig unerheblich, ob sie zur Heiligen gemacht oder auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurden, genauso wie es egal ist, ob sie als Marxistinnen gelten oder als Bourgeoise. Das bedeutet für mich  das Ende des Patriarchats: Diese Kategorien haben keine Gültigkeit mehr - ich brauche andere Kriterien, um das Denken und Handeln von Frauen (damals wie heute) zu beurteilen. Kennst du Luisa Muraros Artikel "Freudensprünge" über das Ende des Patriarchats? Das ist ein sehr schöner Text dazu, in dem sie auch auf viele Einwände, die gegen diesen Gedanken vorgebracht werden, eingeht. Er ist in dem DIOTIMA-Buch "Die Welt zur Welt bringen" abgedruckt. (10.11.00)

 

Alexandra Robin: 

mir geht immer noch die diskussion von letzter woche durch den kopf- wie oder wo engagiert ihr euch, in welcher form und in welchen foren beteiligt ihr euch an welchen diskussionsprozessen? ich frage danach, weil das was ich von euch gelesen habe in mir den eindruck erweckt, daß ihr die -ich nenns mal so- üblichen foren der -äh-gesellschaftlichen diskussion für reichlich sinnlos haltet und es mich interessiert, was ihr sinnvoll findet. (21.11.00)

 

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